Sprecher: Dzoni Sichelschmidt
Wissenschaftliche Beratung: Angela Sichelschmidt
Uhlstr.64, 50321 Brühl
Tel.02232-411 606, mobil: 0178-2836880
Dsichelschmidt@t-online.de
http://www.fluechtlingsrat-berlin.de
Liebe Bürgerinnen und Bürger!
Am 5. und 6. Juni fand in Bremerhaven die Innenministerkonferenz von Bund und Ländern (IMK) statt. Hier wurde über die Zukunft der Roma aus Ex-Jugoslawien entschieden, von denen viele seit nun mehr dreizehn Jahren in Deutschland leben.
Am 27. April 2002 haben ca. 500 Romafamilien in Essen im Stadtteil Schonnebeck ihre Zelte aufgeschlagen, um gegen ihre Abschiebung nach Ex-Jugoslawien zu protestieren. Mittlerweile wandern wir mit unserem Demonstrationszug quer durch die Bundesrepublik. Wir waren in Bremerhaven, Berlin, Hannover, Bielefeld, Münster, Dortmund, Wuppertal, Köln, und nun ist unser Protest in Düsseldorf.
Die Rückkehr nach Ex-Jugoslawien wird für die Roma katastrophale Folgen haben.
Bis jetzt wurde kein Rückkehrprogramm entwickelt, was bedeutet, dass die Roma in ein Land zurückkehren müssen, in dem sie laut UNHCR, Schweizerischer Flüchtlingshilfe, Diakonischem Werk, GfbV und anderer Flüchtlings- und Hilfsorganisationen mit menschenunwürdigen Zuständen und Gefahren zu rechnen haben. Die Situation der in Serbien, Montenegro und im Kosovo lebenden Roma ist unerträglich. Sie sind nicht nur polizeilichen Schikanierungen und Misshandlungen, sondern auch Übergriffen auf Leib und Leben von Seiten der Bevölkerung ausgesetzt. Zugang zu Wohnraum und zu sanitären Einrichtungen, Arbeit, Bildung und medizinischer Versorgung ist so gut wie ausgeschlossen. Außerdem sind Bewegungsfreiheit und Sicherheit nicht (!) gewährleistet. Ihr niedriger sozialer Status, ihr nicht vorhandener rechtlicher Schutz, ihre elenden Lebensbedingungen und fehlender Zugang zur sozialen Infrastruktur lassen ihre Situation als sehr prekär erscheinen. Roma werden in fast allen Bereichen des Lebens diskriminiert.
Die Roma, die Deutschland aufgenommen hat, haben sich in der langen Zeit ihrer Anwesenheit an die Lebensgewohnheiten angepasst. In dieser Zeit wurden Familien gegründet, Kinder haben sich integriert und Deutsch als Muttersprache angenommen. Jetzt werden sie ohne Vorwarnung in den frühen Morgenstunden von der Polizei abgeholt, haben fünfzehn Minuten Zeit, um ihre Sachen zu packen und werden dann in ein für ihre Kinder fremdes Land deportiert. Für viele alte Roma kommen so böse Erinnerungen an nicht lang vergangene NS-Zeiten hoch.
Da die Abschiebung nun beschlossene Sache ist, bleibt den Roma nichts anderes übrig, als ihr existenzielles Anliegen nun auf die politische Bühne zu bringen. Bislang waren die Proteste der Roma äußerst friedlich. Als friedliebendes Volk sind die Roma gegen Fremdenfeindlichkeit und Rachsucht. Aber nun haben sie nichts mehr zu verlieren. Sie wollen nicht mehr, dass frei über sie bestimmt wird. Sie fordern nun ihre Rechte ein und wollen, dass die deutsche Bevölkerung über diese menschenunwürdigen Maßnahmen aufgeklärt wird.
Ebenso möchten sie gegen die Verwaltung der Stadt Essen protestieren,
die ihnen keinerlei Hilfe zukommen ließ, sogar den Hilfsorganisationen,
wie der Caritas oder dem Roten Kreuz, unterband, zu helfen. Sie waren nicht
einmal imstande, das aktuelle Problem der Roma auf die landespolitische
Ebene zu bringen.
Mitbürgerinnen und Mitbürger, seit Jahren lebten unter ihnen
Tausende Roma - vielleicht von Ihnen nicht bemerkt, denn sie haben hier
eine Perspektive für sich und ihre Kinder gefunden. Sie hatten ihr
geregeltes Leben und eine Zukunft. Werden sie abgeschoben, werden sie in
einem Land, das vom Krieg noch völlig zerstört ist (an den dem
Deutschland maßgeblich beteiligt war!), wiederum am Rande der Gesellschaft
leben. Sie können nicht in IHRE Heimat zurückkehren, weil sie
keine haben, und weil keiner sie haben möchte!! So wird nun auf politischer
Ebene über ihr Köpfe hinweg entschieden, aber menschlich interessiert
sich keiner für sie. Die jahrhundertelange Verfolgung und Vertreibung
der Roma muss endlich eine Ende haben. Sie haben keine Heimat und haben
keine Lobby. Wer kann für sie sprechen? Sie müssen es selber
tun. Also müssen sie sich der Öffentlichkeit stellen, um ihre
Mitmenschen zu informieren und aufzurütteln.
Mitbürgerinnen und Mitbürger, werfen Sie ihre Vorurteile über
Bord, denken Sie an die vielen Kinder, die hier in Deutschland eine Zukunft
hätten. Informieren Sie sich über diese Minderheit und denken
Sie daran, was Sie tun können, um diesen Menschen zu helfen. Denn
nur so kann es auf lange Sicht möglich sein, die Kultur der Roma zu
bewahren.
Wir bitten um Ihr Verständnis und um Ihre Hilfe!
Die Roma in Deutschland fordern:
1. Sofortiger Abschiebestopp!
2. Alle Roma, die fünf Jahre in Deutschland sind, sollten ein dauerhaftes Bleiberecht erhalten. Die anderen eine dreijährige Chance, sich produktiv für die deutsche Gesellschaft einzusetzen (unsere Organisation würde für die Realisierung zur Verfügung stehen).
3. Die Roma sollen an allen Entscheidungen, die in ihr Leben eingreifen, beteiligt werden.
4. Die Rechte der Roma sollen auch dahingehend gelten, dass ihre Kinder eine Schulausbildung erhalten können.
5. Hilfe beim Aufbau von Einrichtungen im Bereich der Kultur, der Sprache,
Folklore sowie Sitten und Bräuche der Roma.
Wir freuen uns über jegliche Unterstützung, auch über Geldspenden, von denen Lebensmittel und andere wichtige Alltagsartikel gekauft werden können. Zu diesem Zweck hat Dzoni Sichelschmidt, Sprecher des C.I.A.E.Roma-Union e.V. Essen /NRW ein spezielles Spendenkonto eingerichtet:
Stadtsparkasse Düsseldorf
Kontoinhaber: Dzoni Sichelschmidt
Kto.Nr.: 14289490
BLZ: 30050110
Verwendungszweck: Spende für C.I.A.E.R.
Wir bedanken uns bei Ihnen.
C.I.A.E.ROMA-UNION e.V. Essen /NRW/
1.Vorsitzender: Berati Metus Döppelhahn 3 D-45276 Essen
Tel.++49-2015922113 e-Mail Romanochavo@gmx.de